472 - des Generales, und tröpfelt nun, bereits um ein Bedeutendes verrin- gert, wie durch ein Sieb durch die gierige Hande der Serhènk (Ober sten), Jawer (Majore), Sultan (Hauptleute) und Ndib (Offiziere), so dass zuletzt ein magerer Tropfen oder gar nichts den Serbaz und ihren WeJcU (Unteroffizieren) zufallt. Schlecht verpflegt, bekleidet und uniformirt, bleibt dem Soldaten nicbts übrig, als zu arbeiten und niedrige Dienste zu verrichten, für welche Erlaubniss er gezwungen ist, seinen Offizieren mindestens die Halfte seines Yerdienstes zu öpfern. So hat man denn in Teheran und in andern Stadten Persiens mit militarischen Garnisonen die traurige Gelegenheit, den persischen soldaten in Uniform in den Bazaren als Handwerker und Tagelöhner beschiiftigt, oder an der Ecken der belebtesten Strassen sitzen zu sehen, haufig in der Na he seines Qaraul oder Wachtpostens, und das bekannte pulesid „Schwarzgeld d. h. „Wer will Kupfergeld wechseln", laut schreien zu horen. Dann hat er sicli als Geldwechsler etablirt; freilich besteht sein ganzer Geldvorrath aus einer geringen Summe kleiner Münze und sein Wechseltisch aus einem hölzernen, Brette oder einer kleinen hölzernen Schiissel. In grossen Stadten sind den armen Kri egera die Mittel geboten sich wenn auch nothdürftig, in der beschriebenen Weise ihr tagliches Brot zu verdienenschlimm sieht es dagegen aus, wenn sie nach armen Dörfern verzetst oder gar in die Campagne geschickt werden. Die Allgemeine Noth erreicht dann ihren hochsten Gipfel und wird Ursache unglaublichster Scenen. Es wird geraubt und geplündert, so lange es zu rauben und zu plündern giebT, und wenn alle Mittel der Selbsterhaltung durch menschliche Naiming erschöpft sind, das Gras von dem Boden sorgsam ausgerissen und verzehrt, wobei oft bluthiger Streit über das griine Besitzthum entsteht. Wir schil- dern keine Ausnahmefalle, wie sie vielleicht zu allen Zeiten und unter allen Yölkern vorgekommen sind, sondern Thatsachen, die sich in Persien bis in die Geschichte der letzten Tage hinein wiederholt haben. Yerproviantirungs-Systeme kennt Persien noch nicht; man zieht in den Ivrieg und iiberlasst dem lieben Herrgott die schwere Sorge fiir den wichtigsten Theil eines Peldzuges. So lacherlich bisweilen der Anblick der persischen Serbazen ist, in ihren Noth, Abgerissenheit, Zerlumpheit, in ihrem knechtischen

Tijdschriftenviewer Nederlands Militair Erfgoed

Indisch Militair Tijdschrift | 1884 | | pagina 485