Mei 1913.] Koete Mededeelingen. Seiten Munition deutschen Ursprunges verfeuert wurde, im weitorn wolil angenommen werden darf, dasz die Qualitat des an den Krupp- schen Geschützen zur Yerwendung gelangten Stahlmaterials sowie der Arbeit selbst derjenigen der Geschütze französischen Ursprunges nicht nachsteht, so beruht der grosze Triumph der französischen Geschütz- industrie und die Ueberlegenheit des von ihr erstellten Materials darauf, dasz es statt des Keilverscblusses einen Schraubenverschluz und statt einer pivotierenden Wiege, eine auf der Achse verschiebbare Lafette besitzt. Dasz der Keilverschlusz an sich nicht gerade ein Mo ment der Minderwertigkeit bedingt, dürften die deutschen Geschütze im 70er Kriege bewiesen haben, und dasz die heutigen vervollkom- menen Schnellfeuerkeilverschlüsse in jeder Riehtung zufriedenstellend funktionieren, konnte die schweizerische Feldartillerie nun seit 7 Jahren an ihren neuen Rohrrücklaufgeschützen konstatieren. Als letztes Mo ment der Minderwertigkeit des türkischen Geschützes bleibt also noch die Einrichtung zur Erteilung der feinen Seitenrichtung durch Schwenken der Wiege um einen vertikalen Pivotzapfen. Auch das schweizerische Feldgeschütz besitzt diese Eigentümlichkeitglücklicherweise aber auch die drei Nachbarartillerien in Deutsehland, Oesterreich und Italien, die überdies auch alle mit dem nach iranzösischen Anschauungen min- derwertigen Keilverschlusz versehen sind. Nachdem aber weder die schweizerische Feldartillerie noch diejenigen der vorgenannten drei Nachbarstaaten wahrend der nun 5 bis 7 jahrigen Verwendung der neuen Rohrrücklaufgeschütze den Eindruck gewonnen, dasz die Einrichtung zur Erteilung der feinen Seitenrichtung den gefechts- maszigen Anforderungen nicht entsprechen dürfte -die italienischen Berichte über das Yerhalten der neuen Rohrrücklaufgeschütze im Tripolisfeldzug sind im Gegenteil des Lobes vollso darf man wohl unbesorgt annehmen, dasz diese von der Mehrzahl der Artillerien angenommone Einrichtung dem französischen System nicht unterlegen ist. Soweit also das Geschütz als solches und die Munition in Frage kommen, erweisen sich die französischen Behauptungen von der Ueber legenheit des von der französischen Industrie stammenden Geschiitz- materials als Uebertreibungen. Nun die Feuerleitung. Es wird behauptet, dasz dieselbe bei den Artillerien der Balkanstaaten nach französischen, bei der türkischen Feldartillerie nach deutschen Grundsatzen erfolgte und dasz die erstern sich ebenfalls als überlegen erwiesen. So lange die deutsche Feld artillerie dem indirekten Richten nicht die ihm zukommende Aufmerk- samkeit schenkte und die Geschütze und die Batterie nicht mit den erforderlichen Richtinstrumenten versehen waren, mag dies der fall gewesen sein. Heute besitzen aber die deutschen und von der deut schen Industrie gelieferten Geschütze im Panoramafernrohraufsatz ein Richtinstrument, das den französischen Goniometer weit hinter sich laszt. Die Batterie ist mit entsprechenden Richt- und Beobach- tungsinstrumenten ausgeriistet, die den französischen in keinerBeziehung nachstehen. Dementsprechend ist auch der Unterschied zwischen deutscher und französischer Artillerie-Taktik und -Feuerleitung 538

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Indisch Militair Tijdschrift | 1913 | | pagina 108