Dec. 1915. J
Uit de pers.
Schauspiel, wenn ein erheblicher Teil der gesamten Wehrmacht
eines Landes sich seinem obersten Befehlshaber auf dem engen
Raum eines Revuefeldes zeigt, muss es doppelt interessant für den
Fachmann fremder Nationalist sein, der in der Niederlandischen
Armee auch in den Koloniën das höchste und letzte Werkzeug eines
benachbarten Staates erblickt. Das Interesse verdichtet sich noch
dadurch, dass man davon spricht, die Koloniën auch militarisch
möglichst selbstandig und unabhangig vom Mutterlande zu machen.
Da nur wenige unserer Landsleute Gelegenheit hatten, diesem
Ereignisse beizuwohnen, wird es vielleicht weitere Kreise interes
sieren, wenn ich meine dortigen Eindrücke wiedergebe.
Es ist nicht meine Absicht, eine Kritik zu schreiben, dazu fehlt
mir sowohl genügend eingehende Kennlniss, wie einschlagiges
Material, aber Kritik ist zum grössten Teil Vergleich und somit hat
der Vergleich auch etwas von der Kritik an sich, und da ich in
langjahriger Dienstzeit oft Gelegenheit hatte, einer Truppenschau,
sei es vor dem obersten Kriegsherrn, sei es vor den höchsten Vor-
gesetzten als Teilnehmer, oder Zuschauer beizuwohnen, so drangte
sich mir der Vergleich von selbst auf. Dies zur Erklarung der
Ueberschrift.
Eine ausführliche Beschreibung der Schau kann ich mir ersparen;
die findet der Leser in jeder Zeitung besser und genauer als ich
sie geben könnte. Dagegen düifte ein Wort über das Wesen einer
Truppenschau am Platze sein. Sie hat in Deutschland den Zweck
zu zeigen, dass die Truppe nach grossen Anstrengungen, wie sie
die jahrlichen Herbstübungen mit sich bringen, nichts von der
strammen Disciplin des Exerzierplatzes eingebüsst hat und in jeder
Hinsicht fertig und bertit ist, die noch grosseren Anstrengungen
der nun beginnenden grossen Manöver- der sogenannten Kaiser-
manöver— auf sich zu nehmen. Es ist also eine sehr ernste Be-
sichtigung durch die höchsten Vorgeselzten, und die Umstande,
die Ansammlung grosser Verbande und die damit verbundenen
weiten Anmarsche u. s w. machen auch den Tag der Parade zu
einer grossen Anstrengung. Dass trotzdem ein solcher Tag bei uns
als Galatag der Armee und als eine Art Volksfest betrachtet wird,
zeigt die enge Verbindung des Voikes mit dem Heere und die hohe
Stellung, die man dem Heere einraumt, ebenso wie den Stolz und
die Freude des Soldaten, sich, womöglich dem obersten Kriegsherrn
selbst, in möglichster Vollkommenheit zu zeigen. Die Wahl des
Zeitpunktes für die Schau in Tjimahi nach Schluss eines Teils der
Manöver und vor dem Beginn der grossen Manöver, sowie die
ganzen Anordnungen zeigen, dass der Zweck hier dem vorstehende
geschilderten gleicht. Die Anordnung und das Zeremoniell der
ganzen Schau stimmte im Allgemeinen mit dem, was wir in Deutsch
land gewohnt sind, überein, es wird mit kleinen Abweichungen
überall dasselbe sein, wenn der gleiche Zweck erreicht werden soil.
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