eher ausgepumpt, als eine andere, die durch die vorbereitenden
Uebungen nicht mager und stumpf geworden ist, sondern die im Voll-
besitz der wohlausgebildeten Kraft in die Strapazen hineingeht. Nun
gibt es manche Führer, die sind der, ich möchte sagen, etwas
mystischen Meinung, dasz ihr überragender persönlicher Einflusz
ganzen Truppenteilen, Bataillonen, Regimentern, womöglich Divi-
sionen Oder gar Armeekorps ihre eigene Energie einimpfen könnte,
so dasz die Truppe höhere Marschleistungen als andere zuvollbrin-
gen imstande waren. Jedem, der sich klar und eingehend mit dem
Wesen und der Quelle körperlicher Kraftleistung beschaftigt hat,
erscheint dieser Glauben als ein durchaus triigerischer und irriger
Wohl; kann der neivenreizende Hall des Kanonendonners aus
schon völlig erschöpften Leuten ganz auszerordentliche Leistungen
herauspressen, sie die letzte Meile, vor deren Anfang sie schon
zusammenbrechen wollten, in verscharftem Tempo zmücklegen las-
sen. Aber auch hier tritt die Reaktion ein nur dasz in diesen
entscheidenden Stunden der Schlacht die fallenden Opfer nicht ge-
scheut werden brauchen und dürfen.
Dem Führer, ob hoch oder niedrig, gelingt es wohl einen mit dem
Umsinken kampfenden Mann für Viertel, ja halbeSlunden nochmit-
zuschleppen, dann aber bricht dieser rettunglos zusammen und zwar
nur urn so nachhaltiger. Deswegen empfiehlt sich dies Durchschlep-
pen solcher Leute höchstens, wenn man dicht vor dem Bestimmungs-
ort ist. Der Mensch ist eben, wie schon erwahnt, keine Maschine, der
irgend jemand noch dazu durch rein geistige Einwirkung einen kraf-
tigeren Motor einsetzen kann, urn dann höhere Leistungen zufordern.
lm Gegenteil: Der Mensch hat eine für seine Gesammtheit ganz genau
abgegrenzte Leistungsfahigkeit, die nicht dauernd überschritten wer
den darf, ohne dasz das Ganze Schaden nimmt und in seiner Leis
tungsfahigkeit rasch bergab geht.
Ich halte es deswegen auch für unrichtig, Leute, die am Zusam
menbrechen sind, durch Zureden irgend welcher Art zu bewegen,
weiter zu marschieren. Sie fallen doch urn, sobald die Spannkraft
des Geistes, die den Körper bis hierher aufrecht gehalten hat, nach-
gibt und letzterer büszt seine Ueberanstrengungmanchmalaufsemp-
findlichste, zumal am Herzen, auf dessen Tatigkeit ja die ganze
Körperarbeit in letzter Linie abgeschoben wird.
In Gegenteil, das Schlappwerden vieler Leute ist ein warnendes
und leicht verstandliches Signal: „Achtung"! Die Truppe had die
Grenze ihrer Leistungsfahigkeit schon urn ein ganz Erhebliches
überschritten".
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