Erfolg anbahnte, sich der Oberführer nicht von der gewahlten
schematischen Angriffsform freimachen; so heiszt es in einem in
der japanischen Zeitung „Asahi" am 7.11.15 veröffentlichten
Gefechtsbericht: „Hauptmann Kitano, 4 Komp. Inf. Regt 48,
wunderte sich, dasz am 6 Nov. 6 Uhr Abds. in der Frontlin e des
Werkes vollkommene Ruhe herrschte. Er schickte Schleich-
patrouillen gegen das Werk vor, die eine nur ganz schwache
Besetzung der Feurlinie meideten. Auf diese Meldung liesz der
Hauptmann seine Komp. vorschleichen. Unter dem feindlichen
Feuer nahm er 5 Mann mit einem Maschinen-Gewehr, die in der
Frontlinie standen gefangen. Darauf drang er weiter vor. 10°
Abds. hatte Hauptmann Kitano das Werk tatsachlich erobert und
liesz schanzen. Er bekam aber keine Unterstüt-
zung von den hinteren Abteilungen. Da die Deutsche ein hefti-
ges Gewehr- und Handgranatenfeuer eröffneten, geriet die Schüt-
zenlinie in ein immer heftiger werdendes Gefecht. Alle Soldaten
riefen andauernd „Erstes Bataillon vom 48 Regiment vor," es kam
aber keine Unterstützung und der Hauptmann Kitano muszte sich
mit seiner Komp. zuriickziehen. Er wurde schwer verwundet.
Leutnant Jasupe führte die Komp. zuriick. Sie hatte 37 Tote und
82 Verwundete. „Dieser Bericht deckt sich mit der Darstellung,
die mir der Werkkommandant von den Ereignissen gab.
Die Einnahme des Inf.-Werkes III, die zum Durchbruch der
Hauptkampfsteliung führte, war das Ergebnis der Initiative eines
überleutnants und kam der Fiihrung des Belagerungsheeres über-
raschend. Unmittelbar nach der Übergabe des Inf.-Werkes 111
trat eine Gefechtspause ein, die wir uns in den anschliessenden
Abschnitten nur damit erklaren konnten. dasz auf feindlicher Seite
keine Reserven zum Nachdrangen bereit gehalten waren. Auch
wurde mir durch einen Beamten der Etappe spater zugegeben,
dasz sich der Abtransport der Kriegsgefangenen verzögere, wiel
die entsprechenden Transportmittel auf einen spateren Zeitpunkt
bereitgestellt waren.
Der Fall des Platzes, fiir den die Bezeichnung Festung zu weit-
gehend ist, kam dem japanischen Oberkommando am 7 Nov. noch
überraschend. An den Vorbildern des Weltkrieges gemessen ist
der Aufwand von Mittel und Zeit auf seiten des Angreifers
unbegreiflich. Der Kampf urn Tsingtau hat uns voll bestatigt,
was wir vor dem Kriege vom jap. Heere wuszten auf deutscher
Seite war dementsprechend zwecktnaszig verfahren. Man war dem
feinde bis an die Grenze des Schutzgebietes entgegengegangen,
hatte sich nicht gescheut mit Gruppen und Zügen Bataillonen und
Regimentern entgegenzutreten, Grundsatz war Beweglichkeit und
kein Respectieren der feindlichen Überlegenheit. Günstiger waren
die Verhaltnisse gewesen, wenn die geringe Ausdehnung des
Schutzgebietes, 20 K.M. Breite und 15 K.M. Tiefe, die Entschlusz-
möglichkeit nicht eingeschrankt hatte. Steht im Kampfe gegen
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