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tungen der Kavallerie ermöglicht. Unsere Kavallerie hat keinen Anlasz, vonihretn
bisherigen System abzugehen. Weil man in einer Kavallerie keine zwei Systeme
haben kann, eines für die allgemeine Reiterei und eines für das Springen,
haben wir uns die aufgabe gestellt einen Springstil zu finden, der die besten Qrund-
satze des deutschen Systems erhalt und den modernen Anforderungen im
Springen gerecht wird, indem er das für uns Qeeignete der italienischen Methode
übernimmt. Wir übergaben Major von Waldenfelsdie Ausführung. Dodi sagt,
Waldenfels hatte nach Caprilli nichts Neues erfinden können. Oewisz nicht.
Waldenfels ist Waldenfels; Caprilli ein Genie. Für uns hat Waldenfels aber
auch etwas Neues geschaffen, aus grund von Gedankengangen, die man
ihm zür practischen Ausführung übermittelte. Es war nichts ganz Schlechtes,
denn man konnte mit ihm immerhin die Coppa Mussolini gewinnen.
Dodi sagt, wir würden uns jetzt wohl dem System Caprilli mehr und mehr
akkomodieren, um schlieszlich zu sagen, wir hatten den Gipfel durch eine
Vereinfachung u n s e r e s Systems erreicht.Ich sagte doch schon, wie in Deutsch-
land die Erkenntnis allgemein ist, dasz das System Caprilli fürturniermasziges
Springen das beste ist, dasz unsere Offiziere aber keine Spezialspringpferde
habe können, sondern Pferde, die für jeden dienst bereit sind. Das Problem
für unsere Reitkunst ist: wie erzielen wir einen möglichstgroszen Durchschnitt
brauchbarer Reiter, und nicht: wie bekommen wir einige ganz grosze, überle-
gene Springspezialisten. Natürlich wird jedes Land mit seiner Reiterei von der
Methode Caprili beeinfluszt werden, desto mehr, je jünger die Reitkunst in den
verschiedenen Landern ist. Die Reiterei wird sich zu einem groszen Teil immer
formen nach Psyche, Charakter und Mentaliiat der Menschen. Die Germanen sind
eine andere Rasse als die Romanen. Sie sind auch körperlich verschieden, gröszer,
schwerer, steifer, und nur ganz wenige unserer Reiter werden die Geschmeidig-
keit des italienischen Menschentyps finden können. Deshalb behagt uns mehr
der Sitz im Sattel, den wir nur wahrend des Sprünges verlassen wollen.
Wenn Dodi die Reiterei in Deutschland einmal studieren könnte, wiirde
er vieles begreifen. So gerne der Deutsche im Gelande reitet, ist er doch
in erster Linie Dressurreiter, das heiszt, er will sich ein Pferd zureiten, das
auch an den Dressurprüfungen teilnehmen kann, die an unseren Turnieren
ebenso haufig sind wie die Springkonkurrenzen. Um die Pferde für diese
Anforderungen zu arbeiten, musz man im Sattel sitzen. Wir begegnen uns
hierin mit den Anforderungen der deutschen militarischen Reiterei. Selbst-
verstandlich musz auch die deutsche Reiterei den wechselnden Anforde
rungen der Zeiten entsprechen, Modifikationen oder Vereinfachungen anneh-
men. Ich habe Dodi schon einige Male erzahlt, wie ich mich bei der
Ausbildung unserer Iandlichen Reiter vieler Grundsatze von Caprilli bediene
in einer Verschmelzung mit den einfachsten Grundsatzen der Deutschen
Reitlehre. Auch bei uns wird die Entwicklung dahin gehen, für die inter
nationalen Reiterkampfe einige grosze Springspezialisten zu züchten. Aber
lange wird es noch dauern, bis wir mit unseren blutjungen Leutnants die
groszen Künstler Lequio, Formigli, Borsarelli, Lombardo, Filipponi, Bettoni
einholen, die seit Jahren dasselbe Instrument spielen, Pferde, wie Suello, Montebel-
lo, Crispa, Nasello, Bufalina, Aladino. Diese Vollkommenheit von Künstlern
und Instrumenten ist, solange es eine Reitkunst gibt, nur sehr selten erreicht
worden.
Dodi auszert, er verstehe meine Bemerkung, dasz eine Verbindungzwischen
dem Pferdemaul und den Hinterbeinen des Pferdes bestehe, nicht. Kein
Körperteil des Pferdes besteht für sich allein. Sie sind untereinander alle
verbunden. Wenn man den einen beeinfluszt, beeinfluszt man alle andern.
Das zu begreifen, braucht Dodi nur seinen Freund Formigli beim Springen
zu beobachten, wenn dieser vor dem Hindernis auf Suello oder Montebello
Aangeteekend wordt, dat Graf von Waldenfels tegenwoordig Directeur der
Duitsche Rijschool te Hannover is en reeds gedurende meerdere jaren de lei
ding der Duitsche officieren had, die de groote successen in Romo en andere
plaatsen behaalden.