860 tungen der Kavallerie ermöglicht. Unsere Kavallerie hat keinen Anlasz, vonihretn bisherigen System abzugehen. Weil man in einer Kavallerie keine zwei Systeme haben kann, eines für die allgemeine Reiterei und eines für das Springen, haben wir uns die aufgabe gestellt einen Springstil zu finden, der die besten Qrund- satze des deutschen Systems erhalt und den modernen Anforderungen im Springen gerecht wird, indem er das für uns Qeeignete der italienischen Methode übernimmt. Wir übergaben Major von Waldenfelsdie Ausführung. Dodi sagt, Waldenfels hatte nach Caprilli nichts Neues erfinden können. Oewisz nicht. Waldenfels ist Waldenfels; Caprilli ein Genie. Für uns hat Waldenfels aber auch etwas Neues geschaffen, aus grund von Gedankengangen, die man ihm zür practischen Ausführung übermittelte. Es war nichts ganz Schlechtes, denn man konnte mit ihm immerhin die Coppa Mussolini gewinnen. Dodi sagt, wir würden uns jetzt wohl dem System Caprilli mehr und mehr akkomodieren, um schlieszlich zu sagen, wir hatten den Gipfel durch eine Vereinfachung u n s e r e s Systems erreicht.Ich sagte doch schon, wie in Deutsch- land die Erkenntnis allgemein ist, dasz das System Caprilli fürturniermasziges Springen das beste ist, dasz unsere Offiziere aber keine Spezialspringpferde habe können, sondern Pferde, die für jeden dienst bereit sind. Das Problem für unsere Reitkunst ist: wie erzielen wir einen möglichstgroszen Durchschnitt brauchbarer Reiter, und nicht: wie bekommen wir einige ganz grosze, überle- gene Springspezialisten. Natürlich wird jedes Land mit seiner Reiterei von der Methode Caprili beeinfluszt werden, desto mehr, je jünger die Reitkunst in den verschiedenen Landern ist. Die Reiterei wird sich zu einem groszen Teil immer formen nach Psyche, Charakter und Mentaliiat der Menschen. Die Germanen sind eine andere Rasse als die Romanen. Sie sind auch körperlich verschieden, gröszer, schwerer, steifer, und nur ganz wenige unserer Reiter werden die Geschmeidig- keit des italienischen Menschentyps finden können. Deshalb behagt uns mehr der Sitz im Sattel, den wir nur wahrend des Sprünges verlassen wollen. Wenn Dodi die Reiterei in Deutschland einmal studieren könnte, wiirde er vieles begreifen. So gerne der Deutsche im Gelande reitet, ist er doch in erster Linie Dressurreiter, das heiszt, er will sich ein Pferd zureiten, das auch an den Dressurprüfungen teilnehmen kann, die an unseren Turnieren ebenso haufig sind wie die Springkonkurrenzen. Um die Pferde für diese Anforderungen zu arbeiten, musz man im Sattel sitzen. Wir begegnen uns hierin mit den Anforderungen der deutschen militarischen Reiterei. Selbst- verstandlich musz auch die deutsche Reiterei den wechselnden Anforde rungen der Zeiten entsprechen, Modifikationen oder Vereinfachungen anneh- men. Ich habe Dodi schon einige Male erzahlt, wie ich mich bei der Ausbildung unserer Iandlichen Reiter vieler Grundsatze von Caprilli bediene in einer Verschmelzung mit den einfachsten Grundsatzen der Deutschen Reitlehre. Auch bei uns wird die Entwicklung dahin gehen, für die inter nationalen Reiterkampfe einige grosze Springspezialisten zu züchten. Aber lange wird es noch dauern, bis wir mit unseren blutjungen Leutnants die groszen Künstler Lequio, Formigli, Borsarelli, Lombardo, Filipponi, Bettoni einholen, die seit Jahren dasselbe Instrument spielen, Pferde, wie Suello, Montebel- lo, Crispa, Nasello, Bufalina, Aladino. Diese Vollkommenheit von Künstlern und Instrumenten ist, solange es eine Reitkunst gibt, nur sehr selten erreicht worden. Dodi auszert, er verstehe meine Bemerkung, dasz eine Verbindungzwischen dem Pferdemaul und den Hinterbeinen des Pferdes bestehe, nicht. Kein Körperteil des Pferdes besteht für sich allein. Sie sind untereinander alle verbunden. Wenn man den einen beeinfluszt, beeinfluszt man alle andern. Das zu begreifen, braucht Dodi nur seinen Freund Formigli beim Springen zu beobachten, wenn dieser vor dem Hindernis auf Suello oder Montebello Aangeteekend wordt, dat Graf von Waldenfels tegenwoordig Directeur der Duitsche Rijschool te Hannover is en reeds gedurende meerdere jaren de lei ding der Duitsche officieren had, die de groote successen in Romo en andere plaatsen behaalden.

Tijdschriftenviewer Nederlands Militair Erfgoed

Indisch Militair Tijdschrift | 1932 | | pagina 86