861 •mil den Zügeln einen Anzug durch das Maul macht, der in den Hinterbeinen endet. Es ist sehr schön, in der Theorie zu sagen, die Reiterhand diirfe nicht nach rückwarts wirken. In der Praxis musz sie es in bestimmten Fallen doch tun. Die Probleme der Reitkunst sind schwierig. Sie werden sich, bedingt durch die Verschiedenheiten der charakteristischen Merkmale der Völker und ihrer Kultur, niemals zu einem Einheitsstil ausgleichen lassen. Ich glaube, ein groser Teil des Reizes des internationalen Reitsports liegt in der Verschiedenheit der Auffasung und der Systeme, mit denen die Reiter der Verschiedene Lander gewinnen wollen. Betonen wir noch, einmal, dasz nie mand bestritten hat, die Italienerseien die Meister des Springsports und dasz die grosze Fortschritte in den Leistungen ihnen zu verdanken sind, getrieben von den Anstrengungen der andern, es ihnen gleichzutun. Sollten Dodi und ich uns über gewisse Unterschiede nicht einigen können und stehen wir an einer Linie, die der einzelne nicht überschreiten kann und will, so geben wir uns über diese Linie hinweg doch als Freunde die Hande. G. Rau." Auf diese Ausführungen antwortet Oberstleutnant Dodi im „Cavallo Italiano" wie folgt: „De sympathische Artikel stammt aus der Feder eines Mannes, bei dem wir gleichzeitig die gründliche Vorbereitung, die grosze und vielseitige Arbeitskraft, wie auch die Beobachtungsgabe bewundern, die er in dienst des Pferdesports gestellt hat, in welchem er auszerdem als wahrer Sportsmann und glühender Patriot auch ein Mittel gesehen hat, die Fahne seines Vaterlandes stets höher zu heben, indem er die landlichen Reitervereine gründete, die bereit sind, überall hinzureiten, wenn das Vaterland sie rufen wird. Wir sind nicht voreingenommen gegen schulmaszige Dressur. Wir erklaren, dasz, wenn jemand bei uns die schulmaszige Dressur vorführte, wir immer die ersten gewesen sind, diese schulmaszige Dressur zu bewundern. Aus diesem gründe versaumen wir auch niemals, einen Zirkus zu besuchen, wenn dieser einen Schulreiter hat, um zu ergründen, was das richtige ist, wenn diese Schul- reiter Kompromisse machen. Often gestanden, beneiden wir ein Land wie Deutschland, wo die reiterliche Passion so verbreitet ist, dasz sie leidenschaftliche und tüchtige Vertreter jeder Art der Reiterei erzeugt, vom Jagdreiten und Turnierspringen bis zus Hohen Schule. Wir haben die teste Ueberzeugung, dasz man in der Hohen Schule, selbst wenn sie rationed und nur mit natürlichen Hilfen betrieben wird, mit unserem System allein nicht auskommen kann. Für alles iibrige aberMilitarreiterei von heute, Jagd, Turnier, auch Rennen, reicht die italienische Methode vollkommen aus, denn sie verschafft willige, gehorsame, dem Reiterwillen schnell folgende Pferde, wie nur irgendeine Methode. Und der beste Beweis wird gerade auf den Turnieren erbracht, wo nicht der einfache Springer siegt, sondern das besser ausgebildete Pferd, wel ches in der Lage ist, im besseren Tempo zu galoppieren und zu wenden und dabei im Gleichgewicht bleibt und stets fahig, in jeder Beziehung alle seine Krafte herzugeben. Dieser ausbildung verdanken es unsere Pferde, wenn sie ihr Blut und ihre oft recht bescheidenen Mittel im höchsten Grade ausnützen können und dabei die Leistungen erreichen und iibertreffen von so viel machtigeren und so gut gebauten Pferden wie jene der deutschen Reiter. Aus diesem Umstand mochten wir Rau's Aufmerksamkeit lenken, da wir überzeugt sind, dasz er dann sehr schnell begreifen wurde, dasz die italienische Reitkunst wie jede andere viele Stufen aufweist, von der rudimentaren der Rekrutenausbildung bis zur allerfeinsten und wirkiich vollendeten unserer guten Reiter. Ich glaube, dasz dann die gegensatzlichen Meinungen in ein Nichts zerrinnen würden.

Tijdschriftenviewer Nederlands Militair Erfgoed

Indisch Militair Tijdschrift | 1932 | | pagina 87