285 „welchen VerhaltnissenVier Verbrecher, Eisen an den Füszen, „führen mit einer kleinen Lampe in der Hand Ihro Majestat und die „Prinzessinnen in ihre „Wohnung". Diese besteht aus folgenden fünf „fenster- und stuhllosen, schlechtverschlossenen Ramen: einem grozen „Saaie für die Kammerdiener und -frauen, einem langen aber schma- „len Kabinett, worin die Königin, die Prinzesz von Preuszen und ihre „sechsjahrige Tochter Wilhelmine auf der Erde schliefen, einem „Zimmer für vier Hofdamen mit einem aurchlöcherten Stuhl, einem „„Audienzzimmer" mit einem zweiten Stuhle derselben Ausstattung „und einem groszen Raume mit Patronen, Uniformen und einem „Korbe voll Stroh, wo die Damen und die Herren in bunter Reihe „sich von den Folgen ihrer Verdauung befreien. Auszerdem wurden „in der Festung untergebracht: die Prinzessin Amalie, drei Hofdamen „und vier Kammerfrauen, alle auf Stroh gelagert, bewacht von drei „dicken, laut schnarchenden Landfrauen zum Feueranmachen; die „Prinzessin Heinrich, ihre von einem bösem Husten gequalte Ober- „hofmeisterin Grafin Dönhoff, zwei Hofdamen und vier Kammer- „frauen in einem ofenlosen Raume; die Prinzessin Ferdinand mit vier „Hofdamen; endlich an siebzig Lakaien, Garderobièren und Pagen, „malerisch auf der Erde lagernd. Dabei darf auch in den heizbaren „Gemachern kein starkes Feuer entfacht werden, da sich unter ihnen „das Pulvermagazin befindetUnter so gemütliehen und würdigen „Verhaltnissen hat der Königliche Preuszische Hof die Nacht vom „16 zum 17 Oktober 1757 verbracht. „Bis zum Abend des 18 Oktober hat die Spandauer Festung die Königin, ihre Damen und ihre Kavaliere beherbergt. Wenn es auch „inzwischen gelungen war, die schreiendsten Uebelstande einiger- „maszen abzustellen über den Grad, wie ihn die ordinarste Schenke „bietet, war die Güte des Aufenthalts nun einmal nicht zu bringen. „Noch am Nachmittag des 17 Oktober hatte die Königin die ganze „Festung besichtigt. Danach liesz sie sich zum Spiel in einem Zimmer „nieder, wo sich alle Verrichtungen des tagliehen Lebens abspielten. „Graf Lehndorff erzahlt: Eine Kammerfrau bügelt die Wasche ihrer „Herrin, die Königin revanchiert sich, und man vemimmt hinter den „Schirmen Töne, die den Gebrauch eines gewissen Topfes andeuten. „Inzwischen war General Hadik mit 215000 Talern (und den be- „rühmten zwei Dutzend Handschuhen für Maria Theresia, worüber „man den „Treppenwitz der Weltgeschichte" befragen möge) vor „dem anrückenden Fürsten Moritz wieder abgezogen. Dennoch gmg „auch die Rückfahrt des Hofs unter grösztem Wirrwarr vor sich, und „die vom Oberstallmeister Grafen Schaffgotsch angekündigte Sicher- „heitseskorte verfehlte den Weg. Kein Wunder, dasz sich für all diese, „bei Lichte besehen, ziemlich liberflüssigen Widerwartigkeiten die „empörten Berliner an ihrem Kommandanten rachen wolltenam „19 Oktober warfen sie mit Steinen nach ihm, versuchten ihm den „Degen zu entreiszen und drangten ihn kotbedeckt in das Haus des „Grafen Wartensleben, aus dem er nur unter Husarenbedeckung „entweichen konnte. Graf Lehndorff schlieszt seinen dramatischen „Bericht, dem man die Unmittelbarkeit Zeile für Zeile anmerkt, mit „den bezeichnenden Worten „Ich möchte viel Geld dafür geben, wenn man alle diese Tatsachen „aus der brandenburgischen Geschichte streichen könnte." 0 Zoo vertelt Carlyle, Vol. VII, p. 226: „dat „Berlin asserts (not quite mythically thinks Retzow)", dat de twee dozijn paar handschoenen alleen „gloves for the left hand" waren. „Berlin having wit, and a touch of absinthe in it, capable of such things een grap, die gezien Maria Theresia's kuische figuur toch wel hooger staat dan een „Treppenwitz".

Tijdschriftenviewer Nederlands Militair Erfgoed

Indisch Militair Tijdschrift | 1935 | | pagina 15