Forderungen der alliierte Staatsmannen In der zweiten Halfte des Monats
April fingen die Alliierten den Feldzug an mit der Belagerung von Douai.
Nachdem Villars vergebens versucht hatte, die Stadt zu ensetzen, fiel sie,
nachdem Albergotty sie zwei Monate tapfer verteidigt hatte, am 2y. Juni. Die
Alliierten verloren hier 8000 Mann an Toten und Verwundeten. Weil Villars
weiter systematisch innerhalb seiner Linien blieb, verlief der Feldzug weiter mit
noch drei Belagerungen, namlich von Bethune, St. Venant und Aire. Nament-
lich die letztgenannte Belagerung, wobei Goësbriand die Verteidigung an-
führte, war aussergewöhnlich schwer und reich an Verlusten, weil die Inun-
dationen um die Stadt herum, der schlammige Boden und der schwere Regen-
fall die Anzahl der Kranken bis zu einer furchtbaren Höhe steigerte. Mit der
Einnahme der Stadt am 8. November wurde der Feldzug beendet. Die vier
Belagerungen hatten den Alliierten insgesamt ungefahr 19.000 Mann an Toten
und Verwundeten gekostet. Es war der letzte Feldzug, in dem Marlborough und
Eugenius von Savoyen gemeinsam den Befehl fiihrten. Die hollandischen Trup-
pen standen, nachdem Ouwerkerk im Jahre 1708 gestorben war, unter dem
Befehl des Grafen von Tilly, der, obwohl er ein tüchtiger General war, was
Kriegsruhm und Ansehen betrifft, bei weitem nicht mit seinen soviet berühm-
teren Kollegen wetteifern konnte.
Ein merkwiirdiger Verlauf hatte in diesem Jahre der Feldzug in Spanien.
Guido von Starhemberg, Oberbefehlshaber der alliierten Truppen unter Karl
dem in., schlug die Spanier am 27. Juli bei Almenara; am 20. August noch
einmal bei Saragossa. Am 26. September zog Karl der 111. in die Hauptstadt
ein, was jedoch wenig Gewinn brachte. Das spanische Volk blieb Philips dem
v. treu; die Alliierten sahen sich von einer feindseligen Bevölkerung um-
geben; Vendöme, der aus Frankreich gekommen war, zeigte sich ein tüchtiger
Gegner, der bald wieder über eine bedeutende Übermacht verfügte.
Im November musste Starhemberg den Rückzug antreten. Stanhope wurde
mit den englischen Truppen in Brihuega eingeschlossen, welche Stadt Vendóme
im Sturm eroberte. Ein Tag spater (10. Dez.) fand die blutige Schlacht bei
Villaviciosa statt. Dank ihrer unvergleichbaren Tapferkeit konnten die Alliier
ten sich behaupten; die schweren Verluste zwangen Starhemberg jedoch den
Rückzug fortzusetzen. Mit dem Rest seiner Truppen war er Anfang Januar
in Katalonien zurück. Die Möglichkeit, dass Karl der ill. noch einmal auf den
spanischen Thron gelangen würde, war damit endgültig vorbei.
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